Der heutige Mensch lebt in einer beschleunigten, reizüberfluteten Welt, in der es keine zentrale sinnstiftende Instanz mehr gibt. Mindestens bis zur Aufklärung übernahm in Europa die Religion diese Funktion: Sie war Maßstab für Moralvorstellungen und grundsätzliche Lebensfragen. Doch heute hat die Religion – jedenfalls »im Westen« – ihre Rolle als einzige und universelle Orientierungsinstanz verloren. Die Maßstäbe für die Beantwortung von grundsätzlichen Fragen wie »Was ist moralisch, was unmoralisch?«, »Woher kommen wir?«, »Was ist wichtig im Leben?«, »Was ist gerecht?« sind nicht mehr klar. Eine religiös intendierte Beantwortung ist nur eine Möglichkeit von vielen.
Aber welche Instanzen und Vorstellungen sind es nun eigentlich, an die sich die Menschen heute »klammern«? Welche unterschiedlichen Wege der persönlichen Sinnstiftung gibt es? Woher nehmen sie die Maßstäbe für Moral, für gut und böse? Gibt es einen »kleinsten gemeinsamen Nenner« für gesellschaftliches Miteinander? Wie erklären sie sich, woher sie kommen und was denken sie, was nach ihrem Tod passiert? Welche Rolle spielt Religion heute? Braucht der moderne Mensch einen Glauben?
Wohin geht also die Entwicklung? Welche spirituellen oder nicht-spirituellen Weltdeutungsmuster gibt es zwischen und außer Religiosität und Atheismus? Wie erklären sich die Menschen den Sinn ihrer eigenen Existenz und der Welt, wie sie ist?
Diesen Fragen wollen wir in unserem soziokulturellen Beteiligungsprojekt ganz unvoreingenommen nähern. Es geht hierbei nicht um das Aufzeigen von »richtiger« oder »falscher« Sinnstiftung. Thematisiert werden soll das gesamte Spektrum an möglichen Deutungsmustern.
Im Mittelpunkt steht die Grundfrage: Mit welchen Strategien erklären sich die Menschen ihre eigene Identität bzw. Existenz und was ist Grundlage für ihre Deutung der alltäglich erfahrenen und mitunter unverständlichen Geschehnisse in der Welt?
In einem Animationsfilm mit dokumentarischen Elementen sollen Vorstellungen, Fragen, Wünsche von Menschen in Leipzig zum Thema Glauben dargestellt und erlebbar gemacht werden.
In einer Ausstellung werden Bilder und Zeichnungen präsentiert. Ganz unterschiedliche Meinungen, Stimmen und Stimmungen der Leipziger werden dargestellt.
»Glaubst du?« ein soziokulturelles Beteiligungsprojekt des naTo e. V. im Rahmen des Reformationsjubiläums und in Zusammenarbeit mit dem Evangelischem Schulzentrum